Record Store

                                                     
        In einer großen Einkaufpassage im Zentrum der Wiesbadener Innenstadt standen zum Zeitpunkt der Ausstellung 95% aller Geschäfte leer. In dieser Gruppenausstellung mit dem Titel Basarland wurden es Künstler ermöglicht ein Ladenlokal zu bespielen. In einem der ehemaligen Verkaufsladen entstand die Installation »Record Store«. Der Raum wurde weiß gestrichen. Die seitlichen Scheiben wurden mit Farbe zusätzlich blickdicht übermalt — die gesamte Verglasung ist dunkel getönt.         Im Raum fielen zuerst die großen Lautsprecherboxen auf, die an der Theke standen. Auf den Seiten waren weiße Regalreihen aufgestellt. Diese waren vollständig mit leeren, weißen CD-Hüllen aufgefüllt. Einige standen in Stapeln auf dem Tresen. Der Tresen war auf der Frontseite mit »Record Store« beschriftet. Die Lettern waren plastisch aufgesetzt. Auf der rechten Seite war ein Theater-Stroboskope mit soundsensitiver Steuerung installiert.

Funktionsablauf:
Im Intervall von 20 Minuten ertönte für die Dauer von zwei Minuten ein sehr lauter Basston bis 60 Hz. Die Scheiben des Schaufensters wurden durch den Sound in Schwingungen versetzt. Im selben Moment aktivierte sich das Stroboskope mit pulsierenden Lichtblitzen. Nach zwei Minuten endete die Tonwiedergabe, die Scheiben vibrierten nicht mehr, der Raum wurde dunkel.

       

Konzept:

Diese großangelegte Wiesbadener Einkaufspassage ist als Projekt eines attraktiven Shoppingcenters gescheitert. Die ihr zudachten Funktionen, in einem abgeschlossen Bereich eine verkaufsfördernde Atmosphäre zu erzeugen, haben sich nicht erfüllt. Mit dem Zusammenbruch des »Neuen Marktes« sind auch viele Musik-Labels der Indie und Experimentalmusik vom Markt verschwunden. Da es sich um kleine Firmen handelte, die oft nur von einer speziellen, häufig kunstinteressierten Kundschaft existierten, ist die Möglichkeit einer Neuveröffentlichung der dort erschienen Werke sehr unwahrscheiinlich. Die die Masterbänder werden sicher im Laufe der Zeit verloren gehen.

Die CDs in den Regalen symbolisieren unbekannte Namen und dem Vergessen ausgesetzten Werken der Klangkunst. Der intensive, tiefe und körperlich fühlbare Basston, wurde durch einen bearbeiteten Sound von einer Tonaufnahme eines Gebäudeabrisses generiert. Von der ursprünglichen Aufnahme wird das Frequenzband nach unten abgesenkt und anschließend auf 60 Hz beschnitten. Das grelle Licht erhellte nur im Moment Soundwiedergabe den Raum und ließ die Details der Rauminstallation für eine begrenzte Dauer erkennen. In der Gesamtatmosphäre der Gesamtaustellung, mit den vielen verlassenen Geschäften, agiert die Installation »Record Store« autonom und wirkte wie zurückgelassen an einem entfunktionalisierten Ort.

                 
                                                   
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